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Die Judenverfolgunfg im Dritten Reich (1941-1942)


p> Heinrich Himmler in einer Rede vor

SS-Führern in Posen am 4. Oktober 1943.

Exekutionen im Osten hatten ein vielfaltigen Charakter.

Dass Hitler in seinem Programm die Absichten äusserte, die
Untermenschen zu vernichten, zu denen ausser Juden auch Slaven gehörten, ist weltbekannt.

Die Handlungen von Nazis verbreiteten sich auf Russen, Polen,
Ukrainern, Tschechen und Slovaken. Bis jetzt sind die Stellen der
Massenmorde nicht zu vergessen.

Ein besonderer Punkt ist der Krieg mit Partisanen. Dass die Menschen auf dem besetzten Gelände Widerstand leisten, war ausserhalb des deutschen
Verständnisses. Darüber hinaus wurden die Menschen, die an der Teilnahme an der Partisanenbewegung verdächtigt gewesen waren, sehr hart behandelt.
Zahlreiche Foltern, mittelälterische Erfindlichkeit beim Umbringen,
Verfolgerungen der Verwandten bleiben bis jetzt im Gedächtnis der
Öffentlichkeit.

Natürlich wurden Juden von Nazis nicht ausser Acht gelassen.

Aus dem Tagebuch des SS-Hauptscharführers Felix Landau.

“11.07.1941. Um 11 Uhr Abends kamen wir zurück zur Dienststelle.
Hochbetrieb. Unten im Keller, den ich noch vormittags ausgeräumt habe, stehen fünfzig Häftlinge, darunter zwei Frauen. Ich löste sofort freiwillig einen Kameraden - der bei diesen Wache hatte - ab. Fast alle werden morgen erschossen. Die meisten Juden unter ihnen waren aus Wien.
Sie träumten noch immer von Wien. Ich mache bis drei Uhr früh des anderen
Tages Dienst. Hundemüde komme ich dann endlich um halb vier Uhr ins Bett.

12.7.41. Um sechs Uhr früh werde ich plötzlich aus meinem festen
Schlaf geweckt. Zur Execution antreten. Nun gut, spiele ich halt noch
Henker und anschliessend Totengräber, warum nicht. Ist doch eigentümlich, da liebt man den Kampf und dann muss man wehrlose Menschen über den Haufen schiessen. Dreiundzwanzig sollten erschossen werden. Darunter befinden sich die schon erwähnten Frauen. Sie sind zu bestaunen. Sie weigerten sich, von uns auch nur ein Glas Wasser anzunehmen. Ich werde als Schütze eingeteilt und habe eventüll Flüchtende zu erschiessen. Wir fahren die
Landstrasse einige Kilometer entlang und gehen dann rechtseitig in einen
Wald. Wir sind nur sechs Mann augenblicklich und suchen nach einem geeigneten Ort zum Erschiessen und Vergraben. Nach wenigen Minuten haben wir so etwas gefunden. Die Todeskandidaten treten mit Schaufeln an, um ihr eigenes Grab zu schaufeln. Zwei weinen von allen. Die anderen haben bestimmt erstaunlichen Mut. Was wohl jetzt in diesem Augenblick in den
Gehirnen vorgehen mag? Ich glaub, jeder hat eine kleine Hoffnung, irgendwie doch nicht erschossen zu werden. Die Todeskandidaten werden in drei Schichten eingeteilt, da nicht so viele Schaufeln hier sind.
Eigentümlich, in mir rührt sich nichts. Kein Mitleid, nichts. Es ist eben so, und damit ist alles für mich erledigt...”.

Merkwürdig ist, dass der Mensch, der Tagebücher führt und hat vielleicht das Bedürfnis, seine Taten einzuschätzen, völlige
Gleichgültigkeit zeigt. Wir behandelten aber einen zu privaten Fall. Eine mehr generalisierte Information stellt uns der gebietskomissar Gert Erren in seinem Bericht “Freudigster Arbeitseinsatz” zur Verfügung.
Punktualität, Sachkündigkeit und schon erwähnte völlige Gleichgültigkeit verbinden sich in jeder Zeile. Wir führen nur diejenigen an, die unser unmittelbares Thema betreffen:

Judentum:

“Bei meiner Ankunft zählte das Gebiet Slonim etwa 25000 Juden, davon allein in der Stadt Slonim etwa 16000, also über zwei Drittel der gesamten
Stadtbevölkerung. Ein Ghetto einzurichten war unmöglich, da weder
Stacheldraht noch Bewachungsmöglichkeiten vorhanden waren. Daher traf ich von vornherein Vorbereitungen für eine künftige grössere Aktion. Zunächts wurde die Enteignung durchgeführt und mit dem anfallenden Mobiliar und
Gerät sämtliche deutsche Dienststellen, einschliesslich
Wehrmachtquartiere, ausgestattet und so weit grosszügige Hilfeleistung bei anderen Gebieten gestellt, dass jetzt beim Anwachsen aller Dienststellen bei mir selbst Mangel herrscht. Für Deutsche unbrauchbares Zeug wurde der
Stadt zum Verkauf an die Bevölkerung freigegeben und der Erlös der
Amtskasse zugefürt. Dann folgte eine genaue Erfassung der Juden nach Zahl,
Alter und Beruf, eine Herausziehung aller Handwerker und Facharbeiter, ihre Kenntlichmachung durch Ausweise und gesonderte Unterbringung. Die vom
SD am 13.11. durchgefürte Aktion befreite mich von unnötigen Fressern; und die jetzt vorhandenen etwa 7000 Juden in der Stadt Slonim sind sämtlich in den Arbeitsprozess eingespannt, arbeiten willig aufgrund ständiger
Todesangst und werden im Frühjahr genauestens für eine weitere
Verminderung überprüft und aussortiert. Das flache Land wurde eine
Zeitlang grosszügig von der Wehrmacht gesäubert; leider nur in Orten unter eintausend Einwohnern. In den Rayonstädten wird nach der Durchführung der hilfsarbeiten für die West-Ost-Bewegung das Judentum bis auf die notwendigsten Handwerker und Facharbeiter ausgemerzt werden. Da die
Wehrmacht nicht mehr bereit ist, Aktionen auf dem flachen Lande durchzuführen, werde ich die gesamten Juden des Gebietes in zwei oder drei
Rayonstädten zusammenfassen, nur in geschlossen Arbeitskolonnen einsetzen, um damit endgültig Schleichhandel und Partisanenunterstützung durch Juden auszurotten. Die besten Fachkräfte unter den Juden müssen unter Aufsicht in meinen Handwerkerschulen ihre Kunst intelligenten Lehrlingen weitergeben, um einmal den Juden auch im Handwerk entbehrlich zu machen und auszuschalten”.

V. Die “Aussiedlung” (1942).

“Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die
Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht mehr zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im grossen kann man wohl feststellen, dass 60 Prozent davon liquidiert werden müssen, während nur 40 Prozent bei der Arbeit eingesetzt werden können. Der ehemalige Gauleiter von Wien
(Globocnik), der diese Aktion durchführt, tut das mit ziemlicher Umsicht und auch mit einem Verfahren, das nicht allzu auffällig wirkt”.

Josef Göbbels in seinem Tagebuch am 27. März 1942.

Die Aussiedlung wurde aus vielen Gründen durchgeführt. Zahlreiche KZ wurden überfüllt. Deutsche meinten, es hatte keinen Sinn, die ganze Masse von Häftlingen “zu pflegen”. Sie brauchten Essen, Kleidung und eigentlich medizinische Bedienung, mag sie auch ganz schlecht sein. Die Ausgaben bewährten sich nicht. Es kam zur Notwendigkeit den grössten Teil von
Häftlingen loszuwerden.

Der Massenmord hätte zu viel Zeit und Kräfte in Anspruch genommen. Die
Blokade und Hunger führten zum Massenaussterben nicht. Es blieben also viele Leute am Leben, trotz aller unmenschlischen Bedingungen.

1942 begannen Deutsche, Deportationen von Osten durchzumachen.

Das war ein neues Trauma für Häftlinge. Man behauptet, dass sich der
Mensch an einen ganz schlimmen Alltag gewönen kann. Diejenigen, die am
Leben blieben, finden die Unterstützung in einander. Jetzt wurden sie voneinander getrennt und wurden gezwungen, alles wieder anzufangen, eine neue Erfahrung des Auslebens einzuspeichern.

Eine der grössten Aktion war die Deportation von Häftlingen des schon erwähnten Warschauer Ghettos. Wir führen zwei Ausschnitte aus dem Tagebuch eines Häftlings ohne Kommentare anzugeben, weil die Situation in diesen
Notitzen völlig geschildert ist:

“Mittwoch, 22.7.1942

Das ist also das Ende des Warschauer Ghettos, das seit fast zwei
Jahren verzweifelt um sein Leben gekämpft hat. Heute Mittag wurden Plakate geklebt, die die Aussiedlung aller Bewohner “nach Osten”, ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, verkündeten. Man braucht sich wohl nichts vorzumachen - diese Ankündigung ist das Todesurteil. Die Deutschen werden nicht irgendwo “im Osten” Tausende von Menschen ansiedeln, sie ernähren und kleiden, dieselben Menschen, die sie in Warschau konsequent aushungerten. Es erwartet sie ein schneller oder langsamer Tod. Vielleicht gibt es nur Hoffnung für die Helfer der Deutschen, die von der Deportation ausgeschlossen sind: die Arbeiter in Industrie und Handwerk, Polizisten, das Personal des Judenrates und so weiter. Diese haben sogar das Recht,
Frauen und Kinder bei sich zu behalten. Aber die übrigen? Einen sehr deutlichen Anhaltspunkt enthält diese zynische Anordnung: Jeder Aussiedler darf 15 kg seines Eigentums als Reisegepäck mitnehmen. Es ist erlaubt, alle Wertsachen, wie Geld, Schmuck, Gold mit sich zu führen. Aber Gold durften die Juden doch seit einigen Monaten nicht mehr besitzen! Stellt euch in eine Reihe, damit wir euch töten, aber bringt die Wertsachen mit, ihr erspart uns so viel Mühe!

Das ist also die Erklärung der Aufregung, die seit Anfang der Woche hier um sich griff. Schon vorgestern liessen die Wachen an den
Ghettoausgängen niemanden passieren. Gleichzeitig verhaftete man mehrere hundert Personen und brachte sie, wie ich annehme, in den Pawiak, das
Gefängnis. Es waren Ärzte, Rechtanwälte, Frauen. Man sprach von Geiseln. heute verstehe ich mehr. Man nahm sie gefangen, um die anderen in Ruhe zu liquidieren. Ich verstehe und begreife die Juden nicht. Lassen sie sich wie Hammel zur Schlachtbank führen? Finden sie keinen Ausdruck des
Protestes, der Verzweiflung? Unterdessen herrschte heute ein heilloses
Durcheinander. Mittags begann die Menschenjagd durch die jüdische Polizei.
Die Deutschen mischen sich nicht viel ein. Es gibt zwei Sorten von
Uniformierten: schwarze und grüne. Sie stellten an allen Ghettoausgängen
Mascheinengewehre auf, und man hört fast ununterbrochen Schüsse - ich vermute als Warnung. Aber diese wilde, unschöne Schiesserei dauerte schon die ganze Nacht. Die Deutschen zielen mit ihren Gewehren in die Fenster und schiessen mit Revolvern auf Passanten. Eine Ärztin aus dem
Kinderkrankenhaus in der Sienna-Strasse erzählte mir heute, dass es in ihrem Gebäude kein Zimmer gibt, das nicht von aussen beschossen wurde.

Nun befasst man sich, wie es scheifnt, mit den Menschen, die nicht von
Nutzen sind. Bettler, Obdachlose und Umsiedler aus der Provinz werden aufgegriffen und dann in grösseren Gruppen zum Platz an der Stawki-Strasse geführt, wo ein Nebengleis der Eisenbahn endet. Unser Kundschafter war dort und sah angeblich, wie man sie mit Hals und Gedränge in Güterwagen verlud und diese dann mit Stacheldraht verschloss. Schlimmer als Vieh. Es regnet, und der Anblick dieses Elends, sagt er, wäre nicht zu ertragen.

Von früh bis spät kamen heute Dutzende von Menschen ins Büro - manche kannten wir kaum - und flehten um Aufnahme in die Arbeitsliste, um
Ausstellung einer Legitimation, um jede Art von Hilfe. Dies ist wirklich unmöglich. Die allgemeine Panikstimmung und Angst, durch die andauernde
Schiesserei noch verstärkt, ist so schrecklich, dass ich heute abend froh war, das Ghetto zu verlassen. Als ich dann das nahezu normale Treiben auf den Strassen Warschaus sah, konnte ich es nicht fassen, dass ganz in der
Nähe Tausende von Menschen ins Jenseits “ausgesiedelt” werden”.

Dieser Zeit gehört der Begriff “auf der Flucht erschossen”. Tausend
Menschen wurden auf der Flucht erschossen, ohne keinen einzigen Versuch wegzufliehen unternommen zu haben. Das Problem war, dass Deutsche keinen
Platz für Deportierte hatten. Viele von zu deportierenden schafften nicht, die Eisenbahnwagen zu besteigen. Ihre Leichen blieben auf den Bahnsteigen.
Auf solche Weise wurden Nazis Tausende Häftlinge los. Sie haben keine
Graben gehabt, ihre Verwandten und Hinterbliebenen können bis jetzt ihre
Körper nicht finden.

Die Offen funktionierten Tag und Nacht. Die Einsätze fürs Erschissen arbeiteten praktisch ohne Pausen. Das half aber nicht, die Sintflut von
Häftlingen nahm nicht ab.

Trotzdem mussten die KZ und Ghettos ausgeräumt werden.

“Samstag, 5.9.1942

Die Räumung und Säuberung des Ghettos von den wenigen Überlebenden dauert an. Grundsätzlich von der Deportation ausgenommen sind nur
Arbeiter, die in besonderen Strassenzügen wohnen. Aus Angst vor einer
“Blokade” fliehen sie aus diesen Häusern, aber offiziell lebt im Ghetto ausserhalb der “Blöcke” niemand mehr. In Wirklichkeit jedoch halten sich noch viele Alte, Kranke und vor allem Flüchtlinge dort auf. Einige treibt der Hunger ans Licht, andere werden von den Häschern entdeckt. In der
Nowolipie-Strasse sah ich eine bezeichnende Szene. Jüdische Polizisten trugen auf Befehl der SS eine gelähmte oder vielleicht auch altersschwache
Frau in ihrem Stuhl aus der Wohnung. Ein Deutscher liess sie auf die
Strasse stellen, ging einen Schritt zurück und holte langsam seine Pistole hervor. Eisiges Schweigen herrschte ringsum. Dann schaute er der Alten direkt ins Gesicht und drückte ab.

Montag, 7.9.1942

In der Firma hatte ich diesmal Sonntagsdienst. Es scheint, die
Vernichtungsaktion wird mit der grössten Anstrengung geführt und zugleich nähert sie sich wohl ihrem Ende. Man weiss, dass einige Menschen am Leben bleiben - für wie lange? Es sollen 40000 bis 60000 Bewohner überleben.
Gestern bekamen diese Glücklichen sogenannte Lebensnummern. Deshalb mussten sich alle Juden frühmorgens in der Mila-, Niska- und Smocza-
Strasse sammeln. Wer diese Menschenmasse nicht sah, der kann sich ihre
Furcht überhaupt nicht vorstellen. Diese riesige, verstörte, machtlose und zugleich vor Angst und Unruhe brodelnde Menge bewegte sich langsam zu den
Toren, wo die Auslese stattfand. Neben den Gendarmen und SS-Männern standen die Arbeitsherren der zerschlagenen Juden: Schulz und die
Direktoren der übrigen Fabricken. Die Leute gingen nach Arbeitsplatz und
Wohnort geordnet. Viele hatten Bündel und Lebensmittel mitgenommen.
Unverbesserlicher Trieb, etwas zu besitzen! Hier habe ich nun furchterregende Dinge gesehen, vor allem die Trennung der Kinder von ihren
Eltern. Ein Mann mit einem sechsjährigen Kind und einem Säugling - die
Frau war schon deportiert - hatte die Chance, am Leben zu bleiben, allerdings ohne seine Kinder. Er liess sie mitten auf der Strasse stehen und ging zu dem bewussten Tor. “Papa”, rief die älteste Tochter. Das vergesse ich nie. Eine Frau, die nur allein durchgelassen wurde, versuchte trotzdem, ihren kleinen Sohn durchzuschmuggeln. Ein Deutscher trennte die beiden und prügelte angesichts aller die Mutter mit der Peitsche, trat nach ihr und schlug ihr mit Fäusten ins Gesicht. Als er endlich von ihr abliess und die Frau zu sich kam, war das Kind schon fort. Es wurde mit den anderen weggetrieben. Ich habe die nach dem Kleinen suchenden Augen gesehen. Das vergesse ich nie. Ein alter, ungefähr achtzigjähriger Jude, wohl der Opa, kniete vor einem SS-Mann, einer zwanzigjährigen Rotznase, und flehte um das Leben eines Kindes, das er an der Hand hielt. Der
Deutsche lachte. Das vergesse ich nie.

Donnerstag, 10.9.1942

Es wurden etwa 30000 “Lebensnummern ausgegeben. Es ist eine Karte mit einer handgeschriebenen, fortlaufenden Nummer, einem Stempel des
Judenrates und einer Unterschrift. Viele Juden, die alle ihre Angehörigen verloren haben, wünschen sich den Tod und geben sogar unentgeltlich ihren
Freibrief ab. Die Frauen der Offiziere, die in Offizierslagern leben, hatten auch Nummern erhalten, doch gestern waren sie alle auf dem
Umschlagplatz, wo man sie ihnen wieder abnahm. Die Liquidation nähert sich ihrem Ende”.

Die Aussiedlung ist noch eine schämliche Seite der Geschichte vom 3.
Reich. Viele am Leben gebliebene Häftlinge sind Zeugen dieses Alptraums.
Ihre Erzählungen, Notitzen und Zeugnisse warnen uns, die Tendenz der neonazistischen Erscheinungen rechtzeitig zu bemerken und sie aus unserer eigenen Kräften vorzubeugen.

VI. Deportationen im Westen.

Holland wurde von Deutschen am 10. Mai 1940 besetzt. Seit dieser Zeit fürten Nazis ihre Aktionen auch hier durch. Die Nederlanden haben im
Vergleich zu Russland, Polen, Frankreich nicht so viel erlebt. Es bestand kein Massenmord von Holländern. Es gab keine KZ, die so wie Buchenwald oder Auschwitz ins Buch der Schuld der deutschen Nation vor anderen
Völkern eingetragen wurden.

Trotzdem wurden hier Juden nicht in Ruhe gelassen. Das beste Verfahren der Jagt auf Juden, die Nazis in diesem Land ausgewält hatten, waren
Razzien. Holland musste von Juden gereinigt werden.

Wir führen ein kurzes Zeugnis von Heinz Landwirth, einen
“Auszureinigenden”:

“Am 27. Mai hatte die letzte grosse Razzia stattgefunden. Man sah kaum noch Juden in den Strassen, aber noch immer wohnten Hunderte von Familien in der Afrikanerbuurt. Auch in der Stadionbuurt gab es einige jüdische
Familien. Wer noch nicht abgeholt war, würde bald abgeholt werden, daran war nicht zu zweifeln. Es war jedenfalls höchste Zeit zu verschwinden.
Gleichzeitig mit dem Persoonsbewijs - ich wurde Johan Gerrit Overbeek, geb. in Aalten, Gelderland, am 7. Jänner 1926 - bekam ich von der jüdischen Widerstandsorganisation die Adresse eines Bauern in Jutphaas bei
Utrecht, zu dem ich mich zu begeben hatte. Ausserdem wurden mir
Lebensmittelkarten für einen Monat ausgefolgt. Ich durfte den
Persoonsbewijs selbst unterschreiben. Er war so gut, dass ich nie feststellen konnte, inwiefern er gefälscht war, und man sagte es mir auch nicht. Ich vermute, dass seine Nummer verändert war, aber das war unbedenklich, da man bei einer Strassenkontrolle nicht gleich fürchten musste, dass die Nummer überprüft würde. So hatte ich also jetzt alles in
Ordnung, das Abenteuer konnte beginnen. Und rascher als erwartet begann es auch wirklich drei Tage später am Sonntag, dem 20. Juni 1943.

Dieser strahlende Sommertag war der Stichtag, an dem Amsterdam
“judenrein” werden sollte. Wer dann noch bleiben durfte, war hoher
Funktionär des Joodschen Raads, Portugiese, in Mischehe, sterilisiert oder
“Ehrenarier”. Um sieben Uhr früh wurde mit Lautsprechen verkündet, dass sic h jede jüdische Familie mit ihrem Gepäck auf die Strasse zu begeben hätte, die Wohnungen seien zu verschliessen. Wer nicht folge und nach
Abschluss der Aktion gefunden würde oder wer zu flüchten versuche, wurde mit Straflager bedroht. Das Ende hatte begonnen. Die Polizeiwagen mit den
Lautsprechern fuhren fort, in andere Strassen. Es blieb merkwürdig ruhig in unserer Gegend. Die Bündel standen gepackt. Ich hatte ein Köfferchen mit den nötigen Dingen auf meinem Bett. Mein Entschluss, noch im letzten
Augenblick zu verschwinden, stand fest, wie aber, das wusste ich nicht.
Granaats sagte ich nichts von meiner Absicht, es wäre auch sinnlos gewesen...”

Das ist nur ein Zeugnis. Wenn wir aber alle Zeugnisse von Menschen, die im Westen deportiert wurden oder unter solcher Risiko standen, hier angefürt hätten, hätte der Stoff für eine riesengrosse Bibliothek gereicht.

Vom westlichen Gelände wurden Juden, die den Razzien nicht entgangen sind, in KZ deportiert. Die Zahl der Opfer ist so gross, dass die
Historiker bis jetzt um die obere Grenze (von 50000 bis 100000) streiten.

VII. Auschwitz.

“Das Lager Auschwitz hat aus naheliegenden Gründen erneut darum gebeten, den zu evakuierenden Juden vor dem Abtransport in keiner Weise irgendwelche beunruhigenden Eröffnungen über die Art ihrer bevorstehenden
Verwendung zu machen. Ich bitte um Kenntnisnahme und Beachtung.

Insbesondere bitte ich, durch laufende Belehrungen der
Begleitkommandos bemüht zu sein, dass auch während der Fahrt den Juden gegenüber nicht irgendwelche besonderen Widerstand auslösende Andeutungen gemacht bzw. Vermutungen über die Art ihrer Unterbringung usw. ausgesprochen werden. Auschwitz muss mit Rücksicht auf die Durchführung dringendster Arbeitsvorhaben darauf Wert legen, die Übernahme der
Transporte und ihre weitere Einteilung möglichst reibungslos durchführen zu können”.

Fernschreiben des Reichssicherheitshauptamts an seine Dienststellen in

Den Haag, Paris, Brüssel und Metz vom 29. April 1943.

Auschwitz ist eines der schlimmsten KZ, das während der Nazizeit funktionierte. Es gibt diejenigen, die behaupten darüber nichts gewusst zu haben. Es gibt auch diejenigen, die dazu ein Auge zudrücken. Die merkwürdigste Schicht von ihnen sind diejenigen, die sagen, sie haben den
Befehlen nur Folgen geleistet. Uns interessiert aber ihr Verhalten gegen
Häftlinge. Ihre Beziehung auf sie.

Aus dem Tagebuch des SS-Hauptsturmfrührers Prof. Dr. Dr. Kremer:

“28. August 1942

Zum Mützeneinkauf nach Berlin geschickt, werde ich beim Weggehen von der Aufnahme informiert, dass der Führer vom Dienst mich zu sprechen wünscht. Dieser teilt mir im Auftrage von Hstuf. Köbel mit, dass ich nicht nach Berlin reisen soll.

29. August 1942

Kommandierung lt. F. L. USSZ 2150 28.8.42 18.33 Nr. 1565 zum K.L.
Auschwitz, da angeblich dort ein Arzt wegen Krankheit ausgefallen ist.

30 August 1942

Abfahrt Prag 8.15. über Böhmisch Trüben, Olmütz, Prerau, Oderberg.
Ankunft im K. L. Auschwitz 17.36. Im Lager wegen zahlreicher
Infektionskrankheiten (Fleckfieber, Malaria, Durchfälle) Quarantäne.
Erhalte streng geheimen Instruktionsbefehl durch den Standortarzt
Hauptsturmführer Uhlenbrock und werde im Haus der Waffen-SS in einem
Hotelzimmer (26) untergebracht. Stabsscharfführer Wilhelmy. Siehe Virchows
Archiv 1936!

31. August 1942

Tropenklima bei 38 Grad im Schatten, Staub und unzählige Fliegen!
Verpflegung im Führerheim ausgezeichnet. Heute abend gab’s z.B. saure
Entenleber für 0,40 RM, dazu gefüllte Tomaten; Tomatensalat usw. Wasser ist verseucht, dafür trinkt man Selterswasser, das unentgeltlich verabfolgt wird (Mattoni). Erste Impfung gegen Flecktyphus.
Photographische Aufnahme für den Lagerausweis.

1. September 1942

Von Berlin schriftlich Führermütze, Koppel und Hosenträger angefordert. Nachmittags bei der Vergasung eines Blocks mit Zyklon B gegen die Läuse.

2. September 1942

Zum 1. Male draussen um 3 Uhr früh bei einer Sonderaktion zugegen. Im
Vergleich hierzu erscheint mir das Dantesche Inferno fast wie eine komödie. Umsonst wird Auschwitz nicht das Lager der Vernichtung genannt!

3. September 1942

Zum 1. Male an den hier im Lager jeden befallenden Durchfällen mit
Erbrechen und kolikartigen anfallsweisen Schmerzen erkrankt. Da ich keinen
Tropfen Wasser getrunken, kann es hieran nicht liegen. Auch das Brot kann nicht schuld sein, da auch solche erkranken, die nur Weissbrot (Diät) zu sich genommen haben. Höchstwahrscheinlich legt’s an dem ungesunden kontinentalen und sehr trockenen Tropenklima mit seinen Staub- und
Ungeziefermassen (Fliegen).

4. September 1942

Gegen die Durchfälle: 1 Tag Schleimsuppen und Pfefferminztee, dann
Diät für eine Woche. Zwischendurch Kohle und Tannalbin. Schon erhebliche
Besserung.

5. September 1942

Heute mittag bei einer Sonderaktion aus dem F. K. L. (Muselmänner): das Schrecklichste der Schrecken. Hschf. Thilo, Truppenarzt, hat recht, wenn er mir heute sagte, wir befänden uns hier am anus mundi. Abends gegen
8 Uhr wieder bei einer Sonderaktion aus Holland. Wegen der dabei abfallenden Sonderverpflegung, bestehend aus einem Fünftelliter Schnaps, 5
Zigaretten, 100 g Wurst und Brot, drängen sich die Männer zu solchen
Aktionen. Heute und morgen (Sonntag) Dienst.

6. September 1942

Heute Sonntag ausgezeichnetes Mittagessen: Tomatensuppe, 1/2 Huhn mit
Kartoffeln und Rotkohl (20 g Fett), Süssspeise und herrliches Vanilleeis.
Nach dem Essen Begrüssung des nenen Standortarztes, Obersturmführer
Wirths, der aus Waldbröl gebürtig ist. Sturmbannführer Fietsch in Prag war sein ehemaliger Regimentsarzt. Nun bin ich eine Woche im Lager, doch bin ich die Flöhe in meinem Hotelzimmer noch immer nicht völlig wieder los, trotz aller Gegenmassnahmen mit Flit (Cuprex) usw.

Einen erfrischenden Eindruck hat es bei mir gewonnen, als ich dem
Adjutanten des Kommandanten meinen Antrittsbesuch machte und über seinem
Arbeitszimmer die grosse auf Papier gemalte Inschrift “Radfahrer absteigen” las. Übrigens hängt auch in der Schreibstube unseres SS-Reviers der bemerkenswerte Spruch:

Hast du im Leben tausend Treffer,

Man sieht’s, man nickt, man geht vorbei;

Doch nie vergisst der kleinste Kläffer,

Schiesst du ein einzig Mal vorbei.

Abends um 8 Uhr wieder zur Sonderaktion draussen”.

Unter “Sonderaktion” muss man Massenmorde und Experimente an menschlischer Gesundheit verstehen.

Im Auschwitz wurden etwa 200000 Juden umgebracht. Ohne Kommentar.

VIII. Deutschland wird “judenrein”.

“Gleichwertig neben unserer antibolschewistischen Propaganda steht diejenige gegen das J u d e n t u m. Jedem Volksgenossen muss es zur unumstösslichen Gewissheit werden, dass die Juden die unerbittlichsten
Feinde unseres Volkes sind und sowohl hinter dem Bolschewismus als auch hinter den Plutokratien stehen. Der “Deutsche Wochendienst” weist deshalb mit Nachdruck auf seinen heutigen Beitrag über das kriminelle Wesen des
Judentums hin. Die Behandlung dieses Themas gehört in den Rahmen der kürzig hier als notwendig bezeichneten Weckung von Hassgefühlen”.

Anweisung des amtlichen Zeitschriften-Dienstes vom 2. April 1943.

Obwohl das Reich sein Territorium weiter vergrösserte, wurden die
Juden immer schneller vom neuen Gelände verdrängt. Diejenigen, die nicht schafften, “neues Deutschland” zu verlassen, starben in vielen
Gefängnissen, KZ, Ghetto.

Nazis schienen ihre Ziele erreicht zu haben.

“Betr.: Evakuierungen von Juden aus dem Altreich”

1. In der Zeit vom 1. November bis 4. Dezember 1941 werden durch die
Sicherheitspolizei aus dem Altreich, der Ostmark und dem Protektorat
Böhmen und Mähren 50000 Juden nach dem Osten in die Gegend um Riga und um
Minsk abgeschoben. Die Aussiedlungen erfolgen in Transportzügen der
Reichsbahn zu je 1000 Personen. Die Transportzüge werden in Berlin,
Hamburg, Hannover, Dortmund, Münster, Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M.,
Kassel, Stuttgart, Nürnberg, München, Wien, Breslau, Prag und Brunn zusammengestellt.

2. Aufgrund der Vereinbarungen mit dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD übernimmt die Ordnungspolizei die Bewachung der Transportzüge durch
Gestellung von Begleitkommandos in Stärke von je 1/12. Einzelheiten sind mit den zuständigen Dienststellen des SD zu besprechen.

Die Aufgabe der Begleitkommandos ist nach der ordnungsmäßigen Übergabe der Transporte an die zuständigen Stellen der Sicherheitspolizei in den
Bestimmungsorten erledigt. Sie kehren dann unverzüglich zu ihren
Heimatdienststellen zurück.

3. Die durch die Gestellung der Begleitkommandos entstehenden Kosten trägt der Chef der Sicherheitspolizei. Die Kostenaufstellungen der
Polizeiverwaltungen sind nach Beendigung der Transporte zur Abrechnung an den Chef der Sicherheitspolizei einzureichen.

Schnellbrief des Chefs der Ordnungspolizei

vom 24. Oktober 1941

Mehr als eine Million Juden sind während der Nazizeit ums Leben gekommen. Hitlerkameraden waren sicher, die Geschichte wird sie bewähern.

Das Schiff des 3. Reichs schaukelte aber immer mehr und ging endlich mit Ach und Krach unter Wasser der Zeit.

Das, worauf Nazis stolz waren, wurde später gegen sie benutzt. Vor dem internationalen Gericht in Nürnberg wurde jeder aktive Täter und praktisch jeder Ideologe zur Antwort für seine Taten gezogen.

Es verging die Zeit. Deutschland kapitulierte, wurde besetzt, in zwei
Staaten zerspaltet und wiedervereinigt.

Das, womit sich Nazis beschäftigten, wird nie vergessen sein.

Die Judenverfolgungen bleiben ein ewiger Schamfleck der deutschen
Geschichte.


Ñòðàíèöû: 1, 2


ÈÍÒÅÐÅÑÍÎÅ



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