Deutsche Sprachgeschichte
p> Der Umlaut hatte für die deutsche Sprache eine besondere Bedeutung. Im
Ahd entwickelte sich der Umlaut nur von dem kurzen a, das unter dem Einfluß
des i oder j der folgenden Silbe zu e wurde :
ahd. gast - gesti, kraft - krefti, alt - eltiro, faru - feris - ferit.
Der Umlaut erscheint im VIII Jh. in den nordfränkischen Dialekten, dann
verbreitete er sich südwärts. Aber es gab im Ahd. viele Hinderungen für die
Entwicklung des Umlauts a > e : a wurde nicht umgelautet vor ht, hs,rw.
ahd. maht - mahtig, garwan - garwit ( gärbt ) wahsan - wahsit.
Die Umlauthinderungen wurden zu Beginn der mhd. Periode beseitigt, so daß
seit dem XII Jh. auch hier der Umlaut eintrat. Er wurde als ä bezeichnet (
der sogenannte Sekundärumlaut ) : mähtig, wähset, gärwat u.a.
Gegen Ende der ahd. Periode entwickelte sich auch der Umlaut des langen u
: hus - hiusir, mus - muisi.
In der mhd. Zeit wurden auch die übrigen Vokale umgelautet : das lange a
zu æ, das kurze o zu ö, das lange o zu oe, das kurze u zu ü :
ahd. spati - mhd. spæte - nhd. spät mahti möchte möchte skoni schoene schön wurfil würfel Würfel
So wurden die umgelauteten Vokale aus den Varianten der Phoneme zu
selbständigen Phonemen ( d.h. sie übernahmen eine sinnunterscheidende
Funktion ) wurden phonologisiert. Der Umlaut ist der Übergang der Vokale
der vorderen Reihe e, ö, ü unter der Einwirkung von i / j der folgenden
Silbe. Deshalb nennt man ihn noch i- Umlaut.
2. In der mhd. Zeit vollzieht sich die Abschwächung der unbetonten Vokale.
Die langen
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und kurzen Vokalphoneme a, o, u, e, i der unbetonten Silben sind zu e [ ]
abgeschwächt oder gänzlich geschwunden.
a) Abschwächung der Vokale :
ahd. taga - mhd. tage, gesti - geste, namum - namen
b) Schwund der Vokale am Wortende ( Apokope ) oder in der Wortmitte (
Synkope ) :
ahd. großiro - mhd. groe3er, herison - hersen.
3. Diphtongierung, Monophtogierung, Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou.
Einige Neuerungen im System vokalischer Phoneme waren in den einzelnen
Territorialdialekten bereits in der mhd. Zeit entstanden, aber sie bekamen
erst in der fnhd Sprachperiode allgemeinere Ausbreitung und prägten somit
das fnhd. phonologische System. In der Folgezeit bestimmten sie den
Charakter des Nhd.
Im XII. Jh. beginnt im äußersten Südosten, in Kärnten, der Wandel der
langen Vokale der hohen Zungenlage i, u, iu [ y: ] zu Diphtongen :
ï > ei [ae ] - mhd. mín > fnhd. mein, ís > eis, drí > drei
û > au - ûf > auf, hûs > haus tûbe > Taube, brûchen > brauchen
iu [y: ]> eu hiute > heute, liute > leute diutsch > deutsch.
Im Laufe des XII - XVI Jh. dehnt sich die Diphtongierung über den
gesamten hochdeutschen Sprachraum aus und wird zum Kennzeichen der
hochdeutschen Dialekte. Den alten Vokalstand bewahren die Schweiz ( vgl.
die Benennung der Schweizer Landessprache Schwyzer tütsch -
Schweizerdeutsch ), Elsaß , der niederdeutsche Sprachraum und einige
angrenzenden Gegenden des Mitteldeutschen. Da die Diphtongierung auch zum
Kennzeichen der werdenden gemeindeutschen Literatursprache wird, nennt man
sie " die neuhochdeutsche Diphtongierung " .
Gleichzeitig mit der Entwicklung neuer Diphtonge vollzieht sich im
Bairisch- Österreichischen auch die Erweiterung alter Diphtonge ei > [ ae
], ou> au, die mit den neuen Diphtongen zusammenfallen : mhd. ein > fhnd. ein [ aen], teil > [ tail ]
vgl. mín - mein , drí - drei.
Gleichzeitig mit der Entwicklung der Diphtongierung entwickelt sich im XI-
XII Jh. in den mitteldeutschen Mundarten ( ein entgegengerichteter
Lautwandel ) die Monophtongierung der Diphtonge ie, uo, üe :
ie > ie [ i: ] - mhd. hier > fnhd. hier [ i: ] fliegen fliegen
uo > u guot gut buoch buch
üe > ü güete güte " Güte " süe3e süß
Die Diphtongierung ergreift nur einen Dialekt des Oberdeutschen - das
Südfränkische. Alle anderen oberdeutschen Dialekte bewahren die alten
Diphtonge mit der Tendenz zur Entlabialisierung : z.B. schen für schön,
glik für Glück.
Die Diphtongierung, die Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou und die
Monophtongierung hatten eine große Bedeutung für die werdende
gemeindeutsche Sprache. Sie prägen das phonologische System der deutschen
Literatursprache. Sie prägen das phonologische System der deutschen
Literatursprache der Gegenwart.
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4. Positionsbedingte Dehnung und Kürzung der Vokale ( 100 ).
Im XII -XVI Jh. ändert sich die Vokaldauer in vielen Wörtern.
Der Vokal wird auch gedehnt :
ahd. neman, mhd. nemen > nehmen. faren faren fahren namo name Name
Der Vokal wird auch gedehnt, wenn die Silbe geöffnet werden kann :
ahd. tag, mhd. tac - nhd. Tag - Tages - Tage
Lange Vokale werden vor Konsonantengruppen gekürzt, da diese eine
geschlossene Gruppe bilden :
ahd. brahta > mhd. brahte > nhd. brachte la33an la33en lassen.
THEMA IX
Das morphologische System der deutschen Sprache in sprachgeschichtlicher
Beleuchtung (aus diachronischer Sicht )
I. Das Verb
1. Die grammatischen Kategorien des Verbs
2. Die morphologische Klassifikation der Verben.
3. Die thematischen und athematischen Verben.
1. Im Ahd. hatte das Verb die grammatischen Kategorien der Zeit, der Zahl,
dr Person, die Kategorie des Modus ( Indikativ, Konjuktiv, Imperativ ).
Aber die Kathegorie des Genus ( Aktiv - Passiv ) war noch nicht entwicklet.
Es fehlte das Passiv.
Die Kategorie der Zeit hatte nur zwei Formen für drei Zeitstufen : das
Präsens, diente zum Ausdruck der Gegenwart und der Zukunft, und das
Imperfekt ( Präteritum ) zum wurde zum Ausdruck der Vergangenheit
gebraucht. Die analytischen Zeitformen Perfekt und Plusquamperfekt
entwickelten sich im Ahd. und Mhd. aus biverbalen Wortgruppen wie haben +
P.II , werden + P.II und sein + PII, in denen das II. noch deklinierbare
Form haben , z.B. Argangana uuârun ahtu daga.( Es waren acht Tage vergangen
).
Die Kategorie dr Zahl war wie auch heute durch den Singular und Plural
vertreten.
Die Katgorie der Person besaß dieselben Formen wie heute :
die erste, zweite und dritte P. im Sg. und Pl.
2. Die morphologische Klassifikation der Verben im Ahd. unterscheidet sich
von der in der deutschen Gegenwart., Wie auch heute gliedert man die ahd.
Verben in starke schwache und unregelmäßige nach der Art der Bildung des
Präteritums. Aber im Ahd. unterscheidet man noch thematische und
athematische Verben nach der Bildung des Präsens.
Starke Verben. Der Terminus "starke "und " schwache " Verben gehört
J.Grimm. Unter starken Verben verstand er jene Schicht der uralten Verben,
die noch auf das Altgermanische zurückkommen, und die das Präteritum mit
Hilfe des Ablauts bilden:
helfan - half - hulfum - giholfan .( Inf. - Präs. Sg. - Präs. Pl. - P.II. )
Man teilt starke Verben in 7. Ablautreihen. Zu den schwachen Verben zählte
J. Grimm die spätergebildeten Verben, die ihre Präteritumformen mit Hilfe
des Dentalsuffixes bilden : dionôn -dionôta.
Thematische Verben bilden das Präsens mit dem Suffix - i im Sg. und - a- im
Pl.:
geban - gibu - gibit- gebamês - gebe - gebant.
Dieses Suffix wird der Themavokal genannt, und die Verben mit diesem Suffix
- die
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thematischen Verben.
Die thematischen Verben sind : alle starken Verben und die schwachen Verben
der 1. Klasse.
Man unterscheidet im Ahd. drei Klassen der schwachen Verben - nach ihrem
stammbildenden Suffix :
I. Klasse - jan - teilen, zellen = thematischen Verben
II.Klasse - ô- diônon, salbôn = athematische Verben
III. Klasse - ê - habên, folgên = athematische Verben
Die thematische Konjugation :
Präsens i / a
Sg. 1. faru Pl. farames gibu gebamês
2. feris(t) faret gibis(t) geb-e-t
3. ferit farant gibit geb-ant
Die athematischen Verben behalten ihr stammbildendes Suffix ô, ê und
erhalten deshalb kein formenbildendes Suffix - den Themavokal.
Präsens Präteritum
1. dionom habem bant - buntum
2. dionost habes(t) bunti - buntut
3. dionot habet bant - buntun
Nach dieser Endung werden sie mi- Verben genannt. Im Mhd. ist die Endung
- m außer Gebrauch gekommen. Nach der Abschwächung der stammbildenden
Suffixe der schwachen Verben der II. und III. Klasse o, e zu e
unterscheiden sich nicht mehr von dem Suffix der I. Klasse. Und seitdem
bilden die schwachen Verben eine einheitliche Klasse.
Infolge der Abschwächung des Themavokals i/a zu e im Mhd. infolge seines
Schwunds in späterer Zeit ist der Ausgleich der Personalendungen der
thematischen und athematischen Konjugation vor sich gegangen. Nur der
Umlaut und die Brechung des Stammvokals in der 2., 3. P. Sg. der starken
Verken erinnert uns heutzutage an die alte thematische Konjugation.
Und die alte Endung - m, zu - n assimiliert, bewahrt nur die Verbform bin
( < bim ).
Zu den athematischen Verben zählt man außer den schachen Verben der II. und
II.Klassen auch die unregelmäßigen Verben und die Präteritopräsentia.
Die Präteritopräsentia werden so bezeichnet, weil ihre Präsensformen alle
Merkmale des starken Präterits haben, und zwar : den Ablaut des Stammvokals
im Sg. und im Pl. und die Nullendungen in der 1.,3. P. Sg.
wi33an Präsens Präterit stígan ( I. Ablr.)
1.P. Sg. wei3 - steig -
1.P.Pl. wi33um stigum
Eigentlich sind ihre Präsensformen die ehemaligen umgedeuteten
Präteritumformen, die früher nicht nur Vergangenheit bezeichneten, sonsern
auch das Resultat der Handlung in der Gegenwart und später die Gegenwart.
Die alten Präsensformen sind nicht überliefert worden, die neuen
Präteritalformen wurden mit dem Ablaut und dem Dentalsuffix - t - der
schwachen Verben gebildet:
ahd. scal - sculum - scolta .
Präteritopräsentia im Ahd. : wi33an, durfan ( bedürfen ), ( k )unnan,
scolan, magan ( vermögen - können ), mugan , toug ( es nützt ), gitar ( er
wagt ), ginah ( es genügt ),
muo33un, eigun ( er besitzt ), an.( er gönnt ).
Die deutsche Gegenwartssprache besitzt 7 Präteritopräsentia : wissen + 6
Modalverben :
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müssen, sollen, können, dürfen, wollen, mögen. Sie haben auch heute im
Präsens die Merkmale des starken Präterits : den Ablaut des Stammvokals und
die Nullendung in der 1., 3.Pl. Sg.
Zu den unregelmäßigen Verben gehören im Ahd. folgende Verben : 1. tuon,
gên, stên; 2. sín; 3. wellen ( wollen )
Die Präsensformen dieser Verben sind unregelmäßig, da sie im Gegensatz zu
den regelmäßigen Verben des Ahd. keinen Themavokal haben, und die
Personalendungen werden unmittelbar an das Wurzelmorphem angefügt. Aus
diesem Grunde nennt man sie athematische Verben. Außerdem haben sie in der
1.P. Sg. Präsens eine archaische gemeinindoeuropäische Personalendung -m (
ai. -mi, griech. - mi, altruss.åñìü ,lat. sum.)
Präsens Singular.
1. tuo -m stê-m( ste-n ) sta-m gê-m (=) gâ-m ( ga-n)
2. tuo-s(t) ste-s(t) sta-s (t) ge-s(t) ga-s(t)
3. tuo-t ste- t sta-t ge-t ga-t
Plural
1. tuo-mes stê-mês gê-mês gâm-es
2. tuo-t ste-t ge-t ga-t
3. tuo-ut stê-n gê-nt gâ -nt
Das Verb tuon besitzt außerdem eine eigenartige Präteritumform, z.B.
1.P.Sg. teta, die durch Reduplikation gebildet ist.
Präteritum
Sg. 1. teta tâtum ( un ) Pl.
2. tâti tâtut
3. teta tâtun
Das P. II. hat die starke Form gitan.
Die Verben gân, gên,stân, stên sind kurze zusammengezogene Formen der
Verben gangan und stantan . Im Präteritum und im P.II haben sie
vollständige Formen.
Prät. Sg. gieng - Prät. Pl. giengum - PII. gigangan stuont stuontum gistantan
2. wesan, sín. In allen i / e Sprachen hat das Verb des Seins ein aus
verschiedenen Wurzelmorphemen zusammengesetztes Paradigma. In den
germanischen Sprachen beteiligen sich am Paradigma dieses Verbs folgende
Wurzelmorpheme :
a) das i / e Wurzelmorphem es - und seine Nullstufe s - ( vgl. lat. esse,
altruss. åñìü, åñè,åñòü,ñóòü ).
Präsens
Indikativ
Konjuktiv
Sg. 1. bim (-n ) Pl. 1. burum (-n) Sg. sí Pl. sím (-n)
2. bist 2. birut n sís(t)
sít
3. ist 3. sint sí sín
c) In allen Formen außer dem Präsens wird das starke Verb ahd. wesan, sein,
existieren ( V. Ablautreihe ) gebraucht :
Prät. 1.,3. P. Sg. was - 1.P.Pl. warum ( mit später Aufhebung des
Konsonantenwechsel s - r ); Inf. wesan, später durch sín verdrängt;
Imperativ 2.P.Sg. wis, 2. P.Pl. weset (auch sít ); P.I. wesanti, später
seiend ( vgl. heute anwesend, abwesend ). Das P.II fehlt im Ahd. ( mhd.
gewesen, gesin, nhd. gewesen )
4. wellen ( nhd. wollen ) Auch hier ist das Präsens eine umgedeutete
Präteritalform, und zwar Prät. Konjuktiv ( vgl. nhd. ich möchte = ich will
)
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Präsens
Sg. 1. willu Pl. wellemes Inf. wellen
2. wili wellet P. I wellenti
3. wili wellent Prät. wolta ( welta )
Im Mhd und im Nhd. vollzieht sich die Angleichung dieses Verbs an die
Präteritoprasentia.
Alle unregelmäßigen Verben bewahren ihren eigenartigen Formenbestand auch
in der deutschen Gegenwartssprache. Seit der mhd. Zeit schließen sich ihnen
auch die Verben haben und werden und bringen an.
5. haben. Im Ahd. war es ein schwaches Verb der III Klasse, also ein
regelmäßiges Verb. Im Mhd. entwickelten sich im Präsens und Präteritum
kurze zusammengezogene Formen - haben > hân, habêst > hast, habêt > hat,
habêta > hatte.
Deshalb zählt man es zu den unregelmäßigen Verben.
6. werden . Im Ahd. war es ein starkes Verb der III. Ablautreihe : ahd.
werden - ward - wurtum - wortan ( d - t ).
Im Mhd. entstand infolge des Ausgleichs der Präteritalformen des Sg. und
des Pl. die Form wurde mit - e im Auslaut, was für die 1. ,3. P.Sg. des
starken Präterits nicht typisch ist. Außerdem vollzog sich der Ausgleich
der Präeritalformen der Verben dieser Ablautreihe nach der Singularform (
vgl. ahd. helfan - half - hulfum > mhd. half; werfan - warf - wurfum > mhd.
warf ) , nur das Verb weden erhielt die Form mit dem Pluralstamm : wurtum -
wurde.
Auch im Präsens hat es seit der mhd. Zeit kurze zusammengezogene Formen :
ahd. wirdes (t) - nhd. wird.
7. bringen. Dieses Verb wird zu den unregelmäßigen Verben gezählt, weil
seine Präteritalformen mit dem Ablaut des Stammvokals wie bei den starken
Verben und mit dem Dentalsuffix - t - wie bei den schwachen Verben gebildet
sind : ahd. bringen - brachta - gebracht.
II. Das Substantiv.
1. Die Kategorien des Substantivs im Ahd., Mhd., Nhd.
2. Die Entwicklung des Deklinationssystems.
3. Der Artikel und die Kategorien der Bestimmtheit - der Unbestimmtheit.
1. Das Substantiv bewahrt im Ahd. die grammatischen Kategorien des Genus (
3 Geschlechten ), des Numerus ( Singular, Plural ) und des Kasus, die das
Urgermanische besaß und es seinerseits aus dem Indoeuropäischen übernommen
hatte. Auch der Flexionstyp der Substantive blieb im wesentlichen noch der
alte.
2. Man bestimmt die Deklinationstypen der Substantive im Ahd. nach den
stammbildenden Suffixen, da die alten Kasusendungen in vielen Fällen
geschwunden sind :
I. Vokalische Stämme :
a - Deklination ( m. tag, kuning, n. wort, houbit u.a. )- N.A. - taga
ja - Deklination ( m. hirti, n. kunni " Geschlecht"...)
wa - Deklination ( m. snêo, n. kniu " Knie "... )
i - Deklination ( m. gast. scrit "Schrift ", f. kraft, fart... )
II. Konsonantische Stämme
n - Deklination ( m. namo, garto "Garten " , boto, herza, ouga ora " Ohr ",
zunga, sunna, wituwa ...)
nt - Deklination ( m. friunt, fiant " Feind " )
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r - Deklination ( m. bruoder, fater, f. muoter , tohter ... )
ir - Deklination ( n. lamb - lembir , kalb, huon, blat ... )
Im Ahd. und Mhd. vollzieht sich der Wandel der Deklinationsystems.
Entscheidend dafür war die Abschwächung der unbetonten Vokale in den
stammbildenden Suffixen, die zu Kasusendungen wurden. Unterschiedliche
Endungen a, o, i, u wurden zu - e abgeschwächt und im Mhd. verteilt man die
Substantive in zwei Deklinationstypen - starke und schwache Deklination -
nach dem grammatischen Geschlecht. Die vokalischen Stämme bilden die starke
Deklination mit dem Merkmal - der Genitivendung - s im Sg., die
konsonantischen n- Stämme liegen zugrunde der schwachen Deklination. Die
übrigen konsonantischen Stämme schlossen sich der starken Deklination an.
Im Fnhd. entwickelte sich die Deklination der Feminina mit der Nullendung
im Sg.
Infolge der Abschwächung der unbetonten Vokale reduzierte sich die Zahl
der Kasusendungen von 43 auf 9 im Mhd. und auf 4 im Nhd.
3. Die Entwicklung des Artikels beginnt im Ahd. Zuerst entwickelt sich der
bestimmte Artikel ther, thiu, tha3 , dem ein Demonstartivpronomen zugrunde
liegt. Der bestimmte Artikel ist im Ahd. noch im Werden. Er wird nur mit
konkreten Substantiven gebraucht, um einen einzelnen Gegenstand zu
bezeichnen : z. B. :
Sliumo bringet tha3 erira giuuti. Bringt schneller das beste Gewand.
Im Ahd. kommen bereits vereinzelte Formen des unbestimmten Artikels vor :
"Einen kuning wue3 ich, hei3it her Hludwig.
Doch der regelmäßige Gebrauch des unbestimmten Artikels entwickelt sich
erst in der mhd. Zeit. Vgl. im " Nibelungenlied " :
Es wuochs in Burggonden ein viel edel magadin ... sie wart ein schoene wip. ( Es wuchs in Burgund eine edle Jungfrau, ...
sie wurde zu einer schönen Frau .)
Auf diese Weise entsteht seit Beginn der mhd. Zeit die Opposition
zwischen dem Substantiv mit dem bestimmten Artikel und dem Substantiv mit
dem unbestimmten Artikel, die die grammatische Kategorie der Bestimmtheit /
Unbestimmtheit zu einer vollentwickelten Kategorie prägt.
THEMA X .
Die Syntax der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht.
1. Der einfache Satz.
2. Der zusammengesetzte Satz.
3. Die Negation.
1. Schon im Ahd. war die vorherrschende Satzform der zweigliedrige Satz mit
einer Subjekt - Prädikat - Struktur. z. B. : Sum man habeta zuuene suni.
Ein Mann hatte 2 Söhne.
Wie in allen flektierenden Sprachen war die Wortstellung im Satz frei.
Das Prädikat konnte im Ahd. im Aussagesatz sowohl an der zweiten Stelle als
auch am Satzanfang und im Satzschluß stehen : z. B. Araugta sich imo gotes engil." ( Es ) erschien ihm ein Engel
Gottes. "
Alla thesa naht arbeitende niuuih ni gifiengumes.
" Die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen ".
Es lassen sich bereits im Ahd einige neue Tendenzen in der Satzgestaltung
verfolgen,
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die in der Folgezeit die Eigenart des deutschen Satzbaus prägten.
1) Die Tendenz zur Verbreitung der zweigliedrigen Satzstruktur auf den
unpersönlichen und unbestimmten-persönlichen Satz ( mit den Pronomen es und
man ).
2) Die Tendenz zur Entwicklung der Elemente der festen Wortstellung im
Satz , vor allem zur Bindung der Stelle des Prädikats und zur Entwicklung
der Umklammerung.
Diese Erscheinungen bestimmten weitgehend die Eigenart der Satzgestaltung
in der deutschen Gegenwartssprache.
2. Schon die ersten ahd. Sprachdekmäler enthalten verschiedene Typen
komplexer ( zusammengesetzter ) Sätze. Aber ihre Zahl ist gering im
Vergleich zu der deutschen Gegenwartssprache. Sie entwickelten sich später,
in der Folgezeit.
Die Satzverbindung hat im Ahd ebenso wie in der Gegenwartssprache zwei
Hauptmodelle : konjuktionslose und konjuktionale Satzverbindung :
1) Einan kuning wei3 ih, hei3t her Hludwig.
2) Thanan tho Zacharias uuard gitruobit tha3 sehenti, inti fortha anafiel
ubar inan. " Zacharias war verwirrt, das sehend, und Furcht überfiel ihn ".
Die gebräuchlichsten Konjuktionen waren inti, ioh = " ich ", ouh = "auch ",
doh = "doch " abur = "aber", odo = "oder". Aber es gab noch keine kausalen
und finalen Konjuktionalwörter wie denn, folglich, daher, darum,
infolgedessen u.a.
Das Satzgefüge.
Das Ahd. besitzt Gliedsätze für alle Satzglieder, d.h. Subjekt, -Objekt-,
Prädikativ-, Adverbial- und Attributsätze. Die Endstellung des Prädikats im
Gliedsatz, was die Gegenwartssprache prägt, gilt im Ahd. noch nicht als
Regel. Doch kam sie in den Gliedsätzen schon häufig vor :
Thu weist,tha3 ih thih minnon.
" Du weißt , daß ich dich liebe. "
Da die Endstellung des Prädikats nur in Gliedsätzen vorkommt, wird sie
allmählich zum Prägemittel des Gliedsatzes.
Im Mhd. gab es wenige Neuerungen in der Entwicklung des Satzbaus. Nur die
Anfansstellung des Prädikats im Aussagesatz war aus dem Gebrauch gekommen.
Die Herausbildung verschiedener literarischer Gattungen sowie der
gelehrten Prosa und der Kanzlei - und Geschäftsprosa in der
frühneuhochdeutschen Zeit, die politische und religiöse Literatur der
Reformationszeit Luthers, die Bemühungen der Humanisten um die deutsche
Sprache förderten die weitere Entwicklung der syntaktischen Struktur der
deutschen Sprache. Es kamen neue Konjuktionen auf, es entstanden neue
Modelle komplexer Sätze .
Bereits im XII-XIV Jh. wurde die Voranstellung von Adjektivien,
Partizipien und Pronomen in den attributiven Wortgruppen vorherrschend.
Die Tendenz zur festen Stellung des Prädikats wurde erst im Ahd. zur
Regel. Auch die verbalen Klammer entwickelte sich bis in die nhd. Zeit.
Über den Übergang von der doppelten Negation zur Gesamtnegation siehe
bei Moskalskaja ( 112. Seite 228 )
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Thema XI
Der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache in sprachgeschichtlicher Beleuchtung.
Die althochdeutschen Sprachdenkmäler zeugen davon, daß die deutsche
Sprache schon in jener Zeit einen reichen Wortschatz besaß . Neben den
Wörtern aus dem Bereich des alltäglichen Verkehrs besaß das Ahd. einen
reichen Schatz von Wörtern aus dem Bereich des Geisteslebens, der Dichtung,
der Viehzucht und des Ackerbaus, des Bau-, Rechts - und Heereswesens. In
den ahd. Sprachdenkmälern kommt das ständige Wachstum des Wortschatzes im
Zusammenhang mit der Entwicklung der feudalen Kultur, der klerikalen
Bildung, des Staats-und Rechtswesens, mit der Übertragung zahlreicher
lateinischer theologischer und philosophischer Schriften in die deutsche
Sprache und der Schaffung der dazu notwendigen Terminologie zum Ausdruck.
Der deutsche Wortschatz bereicherte sich einerseits durch zahlreiche
Entlehnungen, andererseits durch Wortbildung. Die meisten Entlehnungen der
vor - und ahd. Zeit sind aus der lateinischer Sprache z. B. :
lat. secula - ahd. sihhila "Sichel "'lat. vinum - ahd wîn "Wein ";
lat. pirum - ahd. bira "Birne ", lat. persica - ahd. pfersich "Pfirsich '
lat. via strata" Heeresstraße " - ahd. stra33a "Straße ".
Aus dem Latein sind auch die Monatsbezeichnungen entlehnt. Durch
Lehnübersetzungen entstanden die Namen der Wochentage ( die Siebentagewoche
wurde von den Germanen im III -V Jh. unter griechischen und römischen
Einfluß eingeführt ) : lat. Martium - ahd. marzeo, merzo " März ", lat.
Maius - ahd. meio " Mai ", lat. Augustus - ahd. augusto " August ", lat.
dies Solis - ahd. sunnûntag " Sonntag ", lat. dies Lunac - ahd. manatag "
Montag ".
Aus dem Bereich des Kirchenlebens stammen die Wörter lat. claustrum -
ahd. klôstar " Klostar ", lat. templum - ahd. tempal " Tempel ", lat.
monachus - ahd. munich " Mönch ", lat. crucem - ahd. krûzi " Kreuz ".
In der Wortbildung spielen sowohl die Ableitung als auch die
Zusammensetzung eine große Rolle. Die Ableitung der Substantive mit Hilfe
von Ableitungssuffixen :
ahd. trag - an - treg - ir " Träger " , ahd. hôh - hôhî " Höhe " , rein -
reinida " Reinheit " , ahd. kunni " Geschlecht "- kun ing " König " , ahd.
friunt " Freund " - friunt -in "Freundin " .
Ein beliebtes Wortbildungsmittel ist in allen altgermanischen Sprachen
auch die Zusammensetzung, z.B. erd - biba " Erdbeben ", beta - hûs "Bethaus
", " Kirche " , gast - hûs " Gasthaus " , mitti - tag " Mitttag " , himil -
richi " Himmelreich " .
In der mhd. Zeit bereichert sich der Wortschatz nicht nur durch
Entlehnungen aus anderen Sprachen, in erster Linie aus dem Französischen,
sondern auch durch Bedeutungsentwicklung der terminologischen Lexik und der
Berufslexik, z.B. afr. tornei - ahd. turnei " Turnier " , aventure "
Abenteuer " .
Viele Wörter ändern ihre Bedeutung z.B. ahd. wîp, nhd " Weib " - es war
im Ahd. eine Geschlechtsbezeichnung ( " æåíùèíà " ).
Große Bedeutung für die Entwicklung der abstrakten Lexik hatten die
philosophischen Schriften der Mystiker im XII-XIV Jh. In dieser Zeit
entstanden die Wörter begreifen, Eigenschaft, Eindruck, Einfluß, Zufall,
einsehen, bildlich...
Mit der Entwicklung der Geschäftssprache beginnt die Entwicklung der
terminologischen Lexik und der Berufslexik, z.B. urkunde, brief " Dokument
", rat " Rat ", burger " Bürger ", rihten, urteilen " richten " , arzat "
Arzt " , antwerker " Handwerker " , beker " Bäcker " , gartner " Gärtner "
, goldschmiede " Goldschmied "
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Die frühneuhochdeutsche Zeit brachte die Entwicklung von Handel und
Industrie, die stürmische Reformation und die politischen Kämpfe des
Bauernkrieges, die Ausbreitung der deutschen Sprache auf immer neue Sphären
des gesellschaftlichen Lebens, der Wissenschaft und Kunst. Das alles rief
bedeutende Wandlungen im Wortschatz der werdenden deutschen
Literatursprache hervor.
Wie in den vorausgegangenen Epochen schwand ein Teil des alten
Wortschatzes, z.B. ahd. mihhil, mhd. michel und ahd. luzzil, mhd. lützel
wurden durch " groß " und " klein " ersetzt. Das mhd. Wort arebit " Mühsal
", " Kampf " ändert seine Bedeutung : nhd. Arbeit; mhd. " Weisheit " , "
Klugheit, Wissenschaft ", " Kunst " - nhd. List . ( Siehe bei Moskalskaja ,
S. 207-210 ).
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Ñòðàíèöû: 1, 2, 3